Obwohl das Siegel ein verbreitetes Bildmedium im europäischen Mittelalter war, ist es lange ausschließlich als Rechtszeichen wahrgenommen worden und folglich eine Quelle der Geschichtswissenschaft geblieben. Der Kunstgeschichte, die dem Siegel trotz seiner reichen Ikonographie und seiner aufwändigen kleinplastischen Gestaltung bislang wenig Interesse entgegengebracht hat, bieten sich durch bildwissenschaftliche Impulse jedoch neue Ansätze. Die hier versammelten Beiträge aus beiden Disziplinen gehen am Beispiel der korporativen Siegel des Spätmittelalters der Frage nach, welche Bilder eine vielgliedrige Gruppe für ihre spezifische Identität fand und wie sich dabei mit den Traditionen des Mediums auseinandersetzte.