Globalisierung, Individualisierung, neue soziale Ungleichheit und fundamentalistische Weltdeutungen haben unsere Gesellschaften in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Die Moderne ist aber nicht an ihrem Ende angelangt, wie viele vor nicht allzu langer Zeit noch meinten. Vielmehr gilt es, einen neuen Weg zu finden, die Gesellschaften der Gegenwart und ihre geschichtliche Entwicklung zu analysieren. Dieses Buch liefert einen neuen Ansatz zur Analyse der Moderne.

Die »moderne Gesellschaft« ist durch einen liberal-demokratischen Staat, durch eine marktlich bestimmte Wirtschaftsordnung und durch freie wissenschaftliche Institutionen geprägt. Dieses Bild von der Moderne haben die Sozialwissenschaften lange hoch gehalten – und geglaubt, solche funktionale Differenzierung von Institutionen mache moderne Gesellschaften anderen überlegen. Heute wissen wir, dass Moderne in vielen Formen vorkommt, dass keine dieser Formen stabil ist und dass ein einst erfolgreiches Gesellschaftsmodell im Angesicht neuer Probleme versagen kann.

Eine Untersuchung der Moderne beginnt daher nicht mit ihren Institutionen, sondern mit den Fragen, auf die jede Gesellschaft ihre eigenen Antworten finden muss: die Fragen nach den Regeln für das Zusammenleben, der Befriedigung materieller Bedürfnisse und des Strebens nach gültigem Wissen.

Diese neue Soziologie der Moderne schlägt vor, die jeweiligen Antworten mittels zweier Beobachtungen besser zu verstehen: den Erfahrungen, die eine Gesellschaft mit »ihrer« Moderne gemacht hat, und den Interpretationen, die sie diesen Erfahrungen gegeben hat. Dies führt zu einer Neubetrachtung der so genannten westlichen Moderne – mit besonderem Blick auf die Eigentümlichkeiten der europäischen Erfahrungen und ihrer Interpretationen.