"Die Lokführer arbeiten zu viel und verdienen zu wenig", meinte Manfred Schell, ein Jahr nachdem sich der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn seine Gehälter um 288 Prozent erhöht hatte. Der Sohn eines Lokomotivführers ist im Gegensatz zu Hartmut Mehdorn kein Quereinsteiger, noch weniger Karrierist. Er ist ein Fachmann, der sich von ganz unten hochgearbeitet hat. Am Anfang schrubbte er Viehwaggons, war Heizer und brachte es schließlich bis zum Lokomotiv-Betriebsinspektor. Im Januar 1990 gründete Manfred Schell mit der Ost-GDL die erste freie Gewerkschaft in der DDR, die etwa 90 Prozent der Lokomotivführer organisierte. Manfred Schell ist ebenso ruhig wie frech, Besonnenheit und forsches Herangehen sind seine Markenzeichen, mit denen er den Bahnriesen bezwang.