Vor der Etablierung einer überregionalen hochdeutschen Schrift- und Standardsprache seit dem 16. Jahrhundert war Textreproduktion als Abschrift oder Nachdruck in der Regel mit einer sprachlichen Anpassung verbunden, da die Vorlage einen anderen Schreibdialekt und/oder einen veralteten Sprachstand aufwies und daher nicht (mehr) problemlos verständlich war. Wie sind die mittelalterlichen Schreiber, wie die Drucker der beginnenden Frühen Neuzeit bei dieser sprachlichen Anpassung vorgegangen? Dieser Frage wird in den Beiträgen des Sonderhefts an althochdeutschen, mittelhochdeutschen und frühneuhochdeutschen Beispielen aus sehr unterschiedlichen Textsorten nachgegangen. Bei allen Unterschieden tritt dabei ein tendenziell einheitliches Verhalten der Schreiber und Drucker zu Tage: Sie waren bemüht, die Inhaltsseite des Textes möglichst unverändert zu lassen und auch die ausdrucksseitige Anpassung auf das Nötigste zu beschränken.

Die Beiträge des Sonderhefts decken den Zeitraum von der althochdeutschen Zeit bis ins 17. Jahrhundert und ein breites Spektrum von Textsorten ab. Die Ergebnisse und methodischen Zugriffe sind sowohl für Sprachhistoriker als auch für Mediävisten von Interesse.