Der Truchsess Keie gehört als Spötter, Kritiker und Tadler fest zum Typenarsenal des mittelalterlichen Artusromans und eröffnet in seiner Widersprüchlichkeit Spielräume des Erzählens: über sie transportieren Autoren wie Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, der Stricker u.a.m. Ambiguität und Werteverunsicherung in ihre jeweiligen Romanwelten.
Heinrich von dem Türlin hat diese Spielräume in seiner "Crône" auf markante und provozierende Weise genutzt. Nicht nur gerät die Identität Keies bei ihm in die Diskussion, sondern er erweitert dessen Verhaltensdispositionen auf signifikante Weise. Im vorliegenden Band analysiert Christiane Schonert die Erzählexperimente, die in der "Crône" mit dieser literarischen Figur durchgeführt werden und bestimmt somit Keies Figurenidentität und Rollen neu. Die einander widerstreitenden Ergebnisse der Forschungsliteratur bezüglich der Darstellung Keies werden dabei aufgrund einer neuen Lektüre der Keie-Passagen innerhalb der "Crône" bewertet und ergänzt.