Das Zusammenwirken unterschiedlicher Phänomene sozialer Ungleichheit auf die Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten rückt gegenwärtig ins Zentrum interkultureller Forschung.
In einer differenztheoretischen Perspektive untersucht Marc Thielen das dynamische Wechselspiel von Herkunft, Männlichkeit und Sexualität in exemplarischen Migrationsbiografien und hinterfragt damit verbreitete Stereotype zu einer vermeintlich ‚fremden‘ Männlichkeit. Hierzu wurden Männer befragt, die den Iran infolge ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung verlassen haben und somit in der deutschen Mehrheitsgesellschaft zugleich einer ethnisch-kulturellen sowie sexuellen Minderheit angehören.
Trotz dieser ‚Mehrfachminorisierung‘ präsentieren sich die Befragten als handelnde Subjekte, die ihre Migration in der aktiven Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Machtmomenten bewältigen.
Die Untersuchung rekonstruiert folglich sowohl die Vielfalt und Prozesshaftigkeit geschlechtlich-sexueller Lebensweisen als auch die Grenzen, die selbstbestimmtes Leben reglementieren. Dadurch wird deutlich, dass die Verschränkung in unterschiedliche Differenzlinien nicht lediglich passives Ausgeliefertsein impliziert, sondern ebenso als eine biografische Ressource genutzt werden kann.