In der Geschichte des Klosters Reichenau gilt die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts als Zeit des Niedergangs, der in der klösterlichen Tradition stets mit dem Namen Abt Johann Pfusers verbunden ist. Die hier edierten wirtschaftsgeschichtlichen Quellen – sein Notizbuch, Urbare und Ordnungen – erschließen die damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse der Reichenau in bislang unbekannter Tiefe. Sie stellen eine bedeutende Ressource für die landesgeschichtliche Erforschung des westlichen Bodenseeraums auf baden-württembergischer wie auf schweizerischer Seite dar. Die vielschichtigen und sich ergänzenden Quellen bilden die wirtschaftlich nutzbaren Rechte und Verpflichtungen der Abtei ab, ihre grundherrschaftliche Verwaltungspraxis und die Regelungen der Klosterökonomie im ausgehenden Mittelalter. Abt Johann Pfuser zeigt sich darin als sparsamer Verwalter, was zu einer Neubewertung seiner Rolle in der Klostergeschichte zwingt. Um das Erkenntnispotential der unvollständigen und inkonsistenten Quellen zu erschließen, sind die einzelnen Abschnitte ausführlich kommentiert.