In seiner Studie zeigt Jan Hoff, dass im Zuge der theoretischen Entdogmatisierung des Marxismus seit Mitte der 60er Jahre ebenso vielfältige wie fruchtbare Marx-Interpretationen und eine an der Marxschen Ökonomiekritik orientierte kritische Gesellschaftstheorie in zahlreichen Ländern der Welt ungeahnten Auftrieb erhielten. Insbesondere die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Entwürfen zum "Kapital" hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten beständig weiterentwickelt. In der Arbeit wird diese Globalisierung der Marx-Debatte, das komplexe Geflecht internationaler Theoriebezüge im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik, des Theorietransfers und der Herausbildung von Denkschulen über nationale und sprachliche Grenzen hinweg untersucht. Sie bricht mit dem theoretischen Provinzialismus insbesondere der deutschen Marx-Diskussion, der sich bislang hartnäckig halten konnte. Der Autor gibt einen Überblick über die Marx-Rezeption in verschiedenen Weltregionen, wobei die außereuropäische Theoriebildung – etwa die facettenreiche Marx-Debatte in Japan – besondere Aufmerksamkeit erfährt. Der Marxismus im Sinne einer umfassenden Weltanschauung ist inzwischen historisch überwunden. Doch der Marxsche Theorienansatz, den inneren Zusammenhang der ökonomischen Kategorien und Verhältnisse zu explizieren und dabei mit einer kritischen Fetischismus- und Mystifikationstheorie eine "Entzauberung" der "verkehrten Welt" der Ökonomie zu leisten, ist nach wie vor von Aktualität und theoretischer Bedeutung.