Wenn wir von »Sirenen«, einem »Labyrinth« oder der »Büchse der Pandora« sprechen, »den Stier bei den Hörner packen« oder »Kassandra spielen«, ist uns die Herkunft dieser Sprachbilder aus der antiken Mythologie kaum mehr bewusst – und noch viel weniger, welch wunderbare Geschichten sich dahinter verbergen. Geschichten, die die Grundlage der abendländischen Kultur bilden. Und doch bedarf es eines meisterhaften Erzählers wie Luc Ferry, um sie zu neuem Leben zu erwecken. Und eines Philosophen wie Ferry, um Erwachsenen wie jungen Lesern ihren tieferen Sinn zu erschließen.
Denn die griechische Mythologie ist mehr als eine Sammlung denkwürdiger Geschichten und Legenden. Luc Ferry sieht in ihr eine Vorform der Philosophie, eine Weisheitslehre, die auf die ewige Menschheitsfrage nach dem guten, dem »richtigen« Leben antwortet. In den Erzählungen von Ödipus und Tantalus, den Irrfahrten des Odysseus und dem Faden der Ariadne geht es um die Ordnung des Kosmos und unseren Platz in ihm – und darum, diese Ordnung immer wieder neu gegen die Kräfte des Chaos und – vor allem – die menschliche Hybris zu verteidigen. Das große Mythenbuch des Philosophen Luc Ferry ist zugleich eine Weisheitslehre von verblüffender Aktualität.