Diese empirische Studie untersucht die Vorleseaussprache von vorwiegend bäuerlichen, dialektsprechenden Gewährspersonen in 241 Orten Bayerisch-Schwabens.

Bei der Erhebung der Sprachdaten für den Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben wurden die Gewährspersonen gebeten, zusätzlich eine Liste mit 299 Wörtern vorzulesen. Damit wurde eine Sprechsituation erzeugt, in der die Informanten ihre der Standardaussprache am nächsten stehende Sprachform produzierten. Diese Sprachform wird von den Gewährspersonen als „Hochdeutsch“ bzw. „Schriftdeutsch“ empfunden.

Die durchgeführte Analyse zeigt, ob und inwieweit die Vorleseaussprache der Informanten der Standardlautung Siebsscher Prägung entspricht, d.h. wie nahe eine ältere, basisdialektal geprägte Sprechergruppe der Aussprachenorm kommt. Differenzen zwischen Orthoepie und Vorleseaussprache werden v.a. durch den Vergleich der Vorleseaussprache mit dem Korpus der Basisdialekte in Bayerisch-Schwaben erklärt.

Dadurch kann auch gezeigt werden, wie stark das „Hochdeutsch“ der Gewährspersonen von ihrem Basisdialekt beeinflusst wird, d.h. welche dialektalen Merkmale auch bei einer ganz bewusst schriftnahen Aussprache erhalten bleiben und welche abgestellt werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit liefern somit auch Hinweise zur Stabilität dialektaler Merkmale und zu den Gesetzmäßigkeiten von Sprachwandelprozessen, hier speziell in Bayerisch-Schwaben.

In zahlreichen Tabellen werden die prozentualen Anteile der verschiedenen Aussprachevarianten für ein standardsprachliches Phonem gezeigt und auf über 170 Karten wird die geographische Verteilung der belegten Lautungen dargestellt und interpretiert.