Der erste von 22 Bänden der Enzyklopädie "Die Bibel und die Frauen" stellt das Projekt vor und begründet die Entscheidung für den jüdischen Kanon, womit die jüdische Rezeptionsgeschichte ebenso integriert werden kann wie die christliche. Die Beiträge über die Relevanz der Sammlung von kanonischen Schriften, über die sozialgeschichtlichen und rechtshistorischen Hintergründe altorientalischen Frauenlebens sowie über den erhellenden Wert der Ikonographie sind Grundsatzartikel für alle biblischen Bände. Von den Texten der fünf Bücher Mose, der Tora, sind zunächst die Schöpfungstexte relevant, da sie bis heute auf die Ordnung der Geschlechterverhältnisse in Christentum und Judentum Einfluss haben. Die Erzählungen über die Erzeltern Israels sowie jene zu Beginn des Exodusbuches stellen das narrative Pendant zum listenartigen Material der Stammbäume dar: Beide erklären das Werden Israels und seine konfliktreiche Geschichte mit seinen Nachbarvölkern als Familienerzählungen mit dominanten Frauenfiguren. Mehrere Beiträge befassen sich mit geschlechtsspezifischen Fragen in Rechtstexten und kultischen Vorschriften, aber auch mit den entsprechenden Regelungen in Israels altorientalischer Umwelt.
Das internationale Kooperationsprojekt "Die Bibel und die Frauen" setzt sich zum Ziel, eine Rezeptionsgeschichte der Bibel, konzentriert auf gender-relevante biblische Themen, auf biblische Frauenfiguren und auf Frauen, die durch die Geschichte hindurch bis auf den heutigen Tag die Bibel auslegten, zu präsentieren. Christliche und jüdische Forscherinnen und Forscher erarbeiten dieses interdisziplinäre Werk, das theologische, archäologische, ikonographische, kunsthistorische, philosophische, literaturwissenschaftliche und sozialgeschichtliche Genderforschung miteinander ins Gespräch bringen und neue Untersuchungen anregen will.