Hartnäckig hält sich innerhalb der Theaterwissenschaft die Rede von der utopischen Funktion der Künste, die in der Regel mit dem kulturkritischen Topos der Negation jeglicher repräsentationaler Ästhetik einhergeht. Trotz eingehender Kritik am Avantgarde-Begriff werden auch das postdramatische Theater und seine Theorie weitgehend linear auf die historische Avantgarde bezogen.
Miriam Drewes hinterfragt diese impliziten geschichtsphilosophischen Denkmuster, die mit den Begriffen »Ereignis« und »Präsenz« verbunden werden und die, ideengeschichtlich betrachtet, analog zur mystischen Absolutheitserfahrung konstruiert sind.
Sie plädiert demgegenüber für ein Verständnis von »ästhetischer Erfahrung«, das einem pragmatisch kontextbezogenen Ereignis-Begriff verpflichtet ist.