Wilhelm Raabes Schaffenszeit fiel zusammen mit einem beispiellosen Globalisierungsschub: ein weltumspannendes Post-, Verkehrs- und Nachrichtennetz entstand; Massenauswanderung führte Millionen Deutscher in neue Welten; das geographische, ethnographische und anthropologische Wissen aus allen Weltteilen, das in die europäischen Metropolen zurückfloß, wuchs ins Unermeßliche; die kolonialistische Aufteilung der Welt, die militärische Präsenz europäischer Mächte in Übersee und das expandierende Welthandelssystem erzeugten auch bei der Bevölkerung in der deutschen Provinz ein bisher ungekanntes Bewußtsein globaler Verflechtung. Wilhelm Raabe reflektiert diese Zeiterfahrung in einigen seiner wichtigsten und komplexesten Werke. Frühe Texte spiegeln vormärzliche Auswanderung und historischen Kolonialismus, reifere Werke verwenden Rückkehrergestalten, durch die sich heimatliche Gefilde in Arenen globaler Erkundung und Begegnung verwandeln. Die voliegende Studie untersucht ausgewählte Werke Raabes im Zusammenhang der Reise-, Forschungs- und Auswanderungsdiskurse der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts.