Die Tradition schreibend für die Gegenwart zu retten und dabei doch nicht das eigene Werk aufzugeben – das ist ein konservatives Kunststück. Harald Zils untersucht es am Beispiel: wie Rudolf Borchardt mit seinen Vorträgen eine verloren geglaubte Bildungsgemeinschaft noch einmal versammelt; wie Harold Bloom einen Eigenmythos schafft und damit zum erfolgreichsten Kritiker der USA wird; wie Botho Strauß den kulturkonservativen Essay neu zu beleben sucht und als Skandalopfer seinen Pessimismus beweist. Verschränkt werden diese drei Themen durch eine neue Perspektive auf bürgerliche Kunstrituale, die am Vergangenen festhalten und dennoch Innovation ermöglichen. Ihre Durchleuchtung zeichnet konservative Sprach- und Denkfiguren und deren performative Äußerungen nach: Trost und Rettung finden sich in privilegierten Gemeinschaften und in sich selbst privilegierenden Interpretationen.