Der Tristanroman des Gottfried von Strassburg ist und bleibt ein Faszinosum und eine Herausforderung fuer die literaturwissenschaftliche Interpretation. Anina Barandun bestimmt in ihrer Tristan-Trigonometrie praezise die Winkel und Seiten, die das Figurendreieck Tristan-Isolde-Marke bilden. Die Kernpunkte ihrer Untersuchung sind die Ritterlaufbahn des Helden, wie sie sich vor der Folie der Artusliteratur darstellt; Markes verkehrte Liebeswelt, in der die klassischen quinque gradus amoris auf den Kopf gestellt sind; sowie die Schlussmonologe von Tristan und Isolde, die trotz der Trennung der Geliebten in einer Art Fern-Dialog aufeinander bezogen bleiben. Die Aussagekraft der Gottfriedschen Poesie wird in dieser Berner Dissertation nicht nur in ihrem Verhaeltnis zur zeitgenoessischen Literatur und Rechtspraxis ausgelotet, sondern durch ueberraschende Querbezuege auf spaetere literarische Werke und das grafische Oeuvre von Paul Klee auch behutsam an die Gegenwart herangefuehrt.