Die Bedeutung der deutschen Automobilindustrie ist zentral nicht nur für die deutsche Wirtschaft, sondern auch für das nationale Selbstbild der Deutschen. Dem Auto kommt bis heute eine besondere Rolle im individuellen wie nationalen Selbstverständnis zu, umso mehr, als zwei Deutsche, Carl Benz und Gottlieb Daimler, die ersten funktionsfähigen Autos bauten.
Die Erfindung des Automobils wurde in Deutschland immer wieder zelebriert, von der Daimler-Benz AG, aber auch von anderen Institutionen. Unter wandelnden Vorzeichen feierte sich die Automobilindustrie, ihre Produkte und ihre Leistungen. Verschiedene große Feste in den 1930er Jahren, 1961 und 1986 sind Gegenstand dieses Buches. Die Untersuchung der Feiern ermöglicht zum einen tiefe Einblicke in die zeitgenössischen Diskurse rund um das Automobil, die Automobilindustrie und ihre unternehmerische Selbstdarstellung sowie die Inszenierung ihres Verhältnisses zu Gesellschaft und Politik. Zum anderen ermöglicht die parallele Untersuchung zentraler Aspekte der Feiern, Kontinuitäten und Diskontinuitäten der unternehmerischen Legitimierungsstrategien der Daimler-Benz AG im diskursiven sowie sozial-, kultur- und wirtschaftshistorischen Kontext herauszuarbeiten. Es wird deutlich, wie sich die Realitäten und Vorstellungen von einer automobilen Gesellschaft, von industrieller Arbeit und von der Rolle der Wirtschaft innerhalb der Gesellschaft im Verlauf des 20. Jahrhunderts verfestigten, aber auch immer wieder wandelten.