In seinem großen Essay skizziert Rainer Rosenberg die Entwick-lung von Habitusformen germanistischer deutscher Literaturwissenschaftler des 19. und 20. Jahrhunderts. Diese werden – anders als bei Bourdieu – exemplarisch ad personam beschrieben. So entsteht ein differenzierteres Bild, als es die gängigen Klischees vermitteln. Ein freundlicheres Bild ist es gleichwohl eher nicht geworden. Doch geht es hier eben nicht vor-rangig um die wissenschaftlichen Leistungen des in dieser Ge-schichte handelnden Personals. Und dessen Habitusformen werden in dem Wissen beschrieben, dass künftige Wissenschaftshisto-riker (sofern sie sich noch mit der Germanistik-Geschichte auseinandersetzen wollen) ihren kritischen Blick auch auf die Literaturwissenschaftler-Generation werden richten müssen, der der Verfasser angehört.

RAINER ROSENBERG, geb. 1936, studierte von 1953 bis 1957 in Jena Germanistik und wurde 1959 von Joachim Müller zum Dr. phil. promoviert. Er arbeitete seit 1965 als wissenschaftlicher Mit-arbeiter (Promotion zum Dr. sc. 1974) und von 1980 bis 1991 als Professor am Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR und von 1991 bis 2001 am heutigen Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin. Gastprofes-suren in Siegen (1990/91), Pavia (1995) und Tokio (2000). Zur Fachgeschichte hat er neben zahlreichen Aufsätzen die Bücher Zehn Kapitel zur Geschichte der Germanistik. Literaturgeschichtsschreibung (1981), Litera-turwissenschaftliche Germanistik. Zur Geschichte ihrer Pro-bleme und Begriffe“ (1989) und Verhandlungen des Literaturbegriffs (2003) vorgelegt.