Die Diskussion über die Historizität und Kulturalität von Sprache und Literatur hat das Interesse der Germanistik verstärkt auf die anthropologischen, biologischen und erkenntnistheoretischen Voraussetzungen gerichtet, unter denen die Rede von der Entstehung eines individuellen und kollektiven Gedächtnisses unter Differenzierung von Fremdem und Eigenem erst sinnvoll ist. Der Deutsche Germanistentag 2007 in Marburg hat sich ausführlich mit dieser Thematik in einer Reihe von Vorträgen befasst, die im vorliegenden Band publiziert werden. Exemplarisch untersuchen die Beiträge die komplexen Prozesse literarischer Gedächtnisbildung und -reflexion in synchroner wie in diachroner Perspektive. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der ‚Vergangenheitsbewältigung‘ und ‚Erinnerungsarbeit‘ bei prominenten Autoren wie Günter Grass, Botho Strauß oder Arno Schmidt. Unter Einbeziehung der Ergebnisse der Xenologie, der Kognitionswissenschaft und der konstruktivistischen Gedächtnisforschung wird zugleich versucht, die Bedingungen für sprachlichen, literarischen und kulturellen Wandel zu erfassen.