Gertrud Herzog-Hausers Leben und Wirken ist geprägt von einem Grenzgängertum zwischen Schule und Universität. Ihr wissenschaftliches Œuvre, welches Arbeiten zur antiken Mythologie und Religionsgeschichte, zum römischen Kaiserkult, zu den severischen Kaiserinnen, zur spätantiken Biographie und zu Antonius von Padua umfasst steht neben einem breiten Engagement auf dem Gebiet der Fachdidaktik der Alten Sprachen und der Lehrerausbildung sowie ihrem prononcierten öffentlichen Eintreten für die Mädchen- und Frauenbildung. Nach dem März 1938 wurde Gertrud Herzog-Hauser aus politischen Gründen und auf Grund ihrer jüdischen Herkunft der Direktion am Mädchengymnasium Rahlgasse enthoben und zwangspensioniert, ebenso wurde ihr von der Universität die venia legendi aberkannt. 1939 gelang ihr die Flucht in die Niederlande. Nach der Rückkehr 1946 erhielt sie ihre Stelle als Direktorin nicht zurück. Institutioneller Höhepunkt ihrer akademischen Karriere war 1947 die Verleihung des Titels „außerordentlicher Universitätsprofessor“. 1950 scheiterte eine Berufung nach Innsbruck an antisemitischen Vorurteilen der dortigen Fakultät. Die Zäsur des Nationalsozialismus und die in diesem Kontext erlittene Diskriminierung und Verfolgung hinterließ Brüche, die über das Einzelschicksal hinaus auch auf die gesellschafts- und kulturpolitische Entwicklung im Nachkriegsösterreich hinweisen.