Im Werk Thomas Manns stehen die Erzählungen gleichberechtigt neben den großen Romanen. Ihre formale Klarheit und sprachliche Präzision zeichnen sie ebenso aus wie ihr Humor und ihr psychologischer Scharfblick.
Bereits der junge Thomas Mann hat die kurze Prosa als seine Form entdeckt und früh zur Meisterschaft entwickelt. Über Jahrzehnte hinweg hat der Autor immer wieder Erzählungen geschrieben, die zu den bedeutendsten nicht nur des 20. Jahrhunderts gehören.
Die beiden Idyllen ›Herr und Hund‹ und ›Gesang vom Kindchen‹ (beide 1919) sowie das lange Zeit unbekannt gebliebene Filmmanuskript ›Tristan und Isolde‹ (1923) umrahmen die Erzählung ›Unordnung und frühes Leid‹ (1925), die ironisch distanzierte Eigenerfahrung des Familiären, und die 1930 entstandene, ins faschistische Italien verlegte Novelle ›Mario und der Zauberer‹.