Niemals hat sich Günter Grass mit der deutschen Teilung abgefunden. Seit dem Mauerbau 1961 verurteilte er den DDR-Sozialismus. Zugleich bereiste er regelmäßig die DDR, las dort öffentlich und hielt intensiven Kontakt zu ostdeutschen Schriftstellern. Der SED-Führung galt er als antisozialistischer Reaktionär, weil er die Zensur in der DDR kritisierte und eine Friedensbewegung auch dort für notwendig hielt.
In den Stasi-Unterlagen taucht Grass erstmals 1961 auf. Von da an wurde er bei allen DDR-Besuchen engmaschig überwacht. Die Staatssicherheit versuchte, Einfluss auf seine Lesungen zu nehmen, drangsalierte seine Kontaktpersonen und verfolgte seine publizistischen und politischen Aktivitäten in der Bundesrepublik aus der Ferne sehr genau.
Der Autor hat 2200 Seiten Stasi-Akten gesichtet und zeichnet präzise nach, wie die Geheimpolizei mit schier unglaublichem Aufwand versuchte, Grass und seine Kontaktpersonen in der DDR zu »zersetzen«. Dabei schreckte sie vor Ausweisung, Verrat und Verhaftung nicht zurück. Doch Grass ließ sich weder einschüchtern noch vor den ideologischen Karren der DDR spannen.
Hörfunkfeature von radiobremen.
Erstsendung: Nordwestradio am 8.11.2009
Audio-CD, Laufzeit 58 Minuten