Im Fokus der vorliegenden Untersuchung steht das Deutsche als europäische Kultursprache und seine Rolle als Kontaktsprache in Europa. Die Rolle der lexikalischen Transferenzen aus verschiedenen Gebersprachen, so wie sie im Gegenwartsdeutschen zum Tragen kommen, wird hier am Beispiel der Pressesprache von sechs deutschsprachigen Zeitungen aus der Bundesrepublik, aus Österreich, der Schweiz und Südtirol etymologisch-historisch und synchron-deskriptiv näher untersucht.

Die Ergebnisse dieser Dissertation zeigen beispielhaft die enorme Vernetzung des Deutschen mit Europäismen und Internationalismen auf der Wortschatzebene auf, besonders umfangreich sind die Einflüsse der großen Kontaktsprachen Lateinisch und Griechisch sowie des Französischen, Englischen und Italienischen. Es entsteht das Bild eines europäisch-deutschen Wortschatzes innerhalb des deutschen Lexikons, eine Art " Eurodeutsch" . Diese Erkenntnis führt von der engen nationalsprachlichen Betrachtung hin zu einer übergreifenden europäischen Perspektive. Eine Heraushebung des gemeinsamen europäischen Erbes hat darüber hinaus Bedeutung für die linguistische Kompetenz der Normalsprecher insbesondere im didaktischen Bereich. Beim Erlernen von Fremdsprachen sind Europäismen und Internationalismen häufig als so genannte "memory" beziehungsweise "acquisition helpers" sehr hilfreich.

Dieser eurolinguistische Ansatz führt letztlich zur Abkehr von einem synchron-statischen Sprachverständnis hin zu einer etymologisch-historischen und vergleichend-synchronen Sehweise. Entlehnung und Sprachwandel können auf diese Weise als natürliche und notwendige Vorgänge begriffen werden, die untrennbar zum Wesen der Sprache und zum menschlichen Leben gehören.