Die kurze Epoche des wilhelminischen Kolonialismus war auch eine deutsche Gründerzeit der „Tropen“. Dieses Buch untersucht die diskursive Ausgestaltung derselben zu einem eigenen Raum der Krankheit und des Pathologischen in der deutschen kolonialen Kultur um 1900. Der damals entstehenden Fachdisziplin der Tropenmedizin kam in diesem Prozess eine wichtige Rolle zu; oftmals aber waren es gerade populäre und literarische Krankheitskonzepte wie der „Tropenkoller“, die ihrerseits die disziplinare Wissensbildung inspirierten und die medizinische „Tropikalität“ (David Arnold) dieser Zeit zu einem genuin interdiskursiven Phänomen machten. Die Studie geht diesen vielfaltigen Austauschprozessen und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Wissensformen und Bildsprachen des Tropischen im kolonialen Kontext nach. Tropische Motive in Texten Friedrich Nietzsches zahlen ebenso zu ihrem Untersuchungsmaterial wie bakteriologische Studien zur Übertragung von Parasitenkrankheiten, Fieberkurven der Malaria und expressionistische Erzählungen vom „Tropenfieber“. Methodisch leitend sind die Analysestrategien der historischen Epistemologie, jüngerer Ansatze zu einer Poetologie des Wissens sowie der postcolonial studies.