Bei den unter dem Titel “Paengnyon ch‘ohae” bekannten Sammelbändchen, Heftchen und Büchern handelt es sich um verschiedene Sammlungen einer unterschiedlichen Zahl von chinesischen Vers-Paaren aus dem vormodernen Korea. Das Buch sucht nach Kriterien, die bei der Zusammenstellung der Vers-Paare wichtig waren, und präsentiert neben Quellen auch literarische Übereinstimmungen. Bestehende Theorien zur Urheberschaft und zum Entstehungszeitraum werden hinterfragt und ein neues Verständnis der Sammlungen wird erarbeitet, das nicht nach einem einzelnen Urheber sucht, sondern die Textzeugen als einen Komplex von Unikaten mit je eigener Wertigkeit und ohne eine konkrete autoritative Basis betrachtet. So können neben Quellen aus der chinesischen Táng- und Sòng-Dichtung auch Quellen aus der koreanischen Dichtung in chinesischer Sprache benannt und Übereinstimmungen mit japanischen Vers-Sammlungen des Zen-Buddhismus aufgeführt werden.
Die gewonnenen Erkenntnisse rufen für die Paengnyon ch‘ohae das Bild eines dynamischen Komplexes hervor, der an beliebigen Stellen aufbricht und sich verjüngt, an anderen Stellen verödet, abstirbt oder gar völlig Neues aufnimmt. Das so gewonnene Bild wird in dieser Arbeit schließlich anhand des von Deleuze und Guattari eingeführten Begriff des “Rhizoms” thematisiert.