Wie im gesamten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa fiel der Religion auch im Moskauer Reich eine Schlüsselrolle bei der Legitimation von Herrschaft und Integration der Gesellschaft zu. Die Vereinheitlichung der Lebensformen auf der Grundlage orthodoxer Kirchlichkeit war ein Bindeglied für die meisten Gebiete des Reiches. Doch konnte religiöser Dissens die Integration auch fallweise in Frage stellen? Wie weit ging die Kommunikation über die religiösen Grenzen hinweg? Waren doch im Moskauer Reich neben der Orthodoxie auch andere christliche Konfessionen, Islam und Naturreligionen präsent? In welchem Verhältnis standen die protonationalen Integrationspraktiken der russischen Orthodoxie zu den Anliegen imperialer Herrschaft? Lässt sich beim Vergleich mit Westeuropa von „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ mit Bezug auf Phänomene der religiösen Praxis sprechen? Können wir das Konfessionalisierungsparadigma auf die Geschichte des Moskauer Reiches übertragen? Autorinnen und Autoren aus Russland, Deutschland, den USA, Frankreich und Finnland geben hierzu Antworten. Der von Ludwig Steindorff herausgegebene Sammelband ist aus der X. Internationalen Konferenz zur altrussischen Geschichte her vorgegangen, die 2008 in Kiel stattfand.