Der französische Jesuit Michel de Certeau (1925–1984) war ein Grenzgänger zwischen den Disziplinen – Geschichts- und Kulturwissenschaften, Philosophie und Religionswissenschaften –, ein avantgardistischer Denker, dessen Impulse für die Theologie im deutschsprachigen Raum erst in den letzten Jahren entdeckt werden. In beeindruckender Weise hat er den Bruch zwischen Glauben und Kultur im europäischen Kontext konstatiert.
Er hat sich den großen geistlichen Traditionen der Moderne – vor allem in der Schule seines Ordensvaters Ignatius – auf kreative Weise angenähert und erschlossen, wie diese Texte zu „Partituren“ werden können, durch die die Gott-Rede wieder neu intoniert werden kann.
In Zeiten, in denen von einer „Kirche im Aufbruch“ die Rede ist, von Evangelisierung und neuen „missionarischen Aufbrüchen“, leitet Michel de Certeau die Theologie zu einer neuen Glaubensanalyse an: kreativ, auf der Suche nach neuen Sprachformen und im Dienst einer „Kirche im Werden“.
In der fundamentaltheologischen Glaubensanalyse, wie sie Margit Eckholt in diesem Band vorlegt, sind „Mystik“ und „Mission“ die Ausgangspunkte der Reflexionen – und damit die beiden Momente, die den Spannungsbogen des Lebens Michel de Certeaus bilden.