Stefan Żeromskis Prosawerk "Wind vom Meer" erregte im Umfeld der Vergabe des Nobelpreises für Literatur im Jahre 1924 die europäische Öffentlichkeit. Die Kritiker unterstellten dem Autor nationalistische Anwandlungen und Germanophobie – ein umstrittenes Urteil, das schließlich dazu führte, dass Władysław Stanisław Reymont den Preis erhielt. Jedoch sind einzelne nationalistische Bekundungen des Autors noch kein ausreichender Grund, sein Gesamtwerk unter Ideologieverdacht zu stellen. Im Gegenteil: Żeromski hat in der Zwischenkriegszeit einen vielschichtigen Text vorgelegt, in dem er die hybriden Grenzen zwischen Deutschland und Polen neu zu vermessen sucht und Antagonismen überwindet. Diese Studie nimmt methodische Anregungen aus dem interdisziplinären Forschungsfeld der Postcolonial Studies auf und versucht, ihre Lesarten für die polnische Literatur fruchtbar zu machen.