In der Diskussion um Bettine von Arnims (1785 – 1859) Briefwechselromane ist es üblich geworden, zugunsten einer Heroisierung der Autorin anscheinend inkommensurable, „geniale“ Passagen ihrer Texte zu überlesen. Eine ähnliche Interpretationstendenz ist bei ihrer Zeitgenossin, der dänischen Novellistin Thomasine Gyllembourg (1773 – 1854) festzustellen.

Die vorliegende Arbeit hat sich die Aufgabe gestellt, die Texte beider Autorinnen neu zu lesen. Sie tut dies mittels zweier Hypothesen: Zum einen wird gezeigt, dass das weibliche Sich-Einschreiben in einen männlichen Kontext und damit die Begründung des Schreibens bei beiden Autorinnen am besten auf der Grundlage eines spezifi schen Deutungsmusters kenntlich gemacht werden kann. Dieses ist im Alten Testament in Form des Buchs Rut repräsentiert. Zum andern wird dieses Deutungsmuster zu einer Lesestrategie zentraler Werke der beiden Autorinnen umgemünzt.
Auf der Basis des von italienischen Feministinnen dem Buch Rut abgelauschten Begriffs des ‚Affi damento’ (der strategischen Kooperation zweier Frauenfi - guren) und des hebräischen Konzepts der ‚Lösung’ werden somit bislang unterschätzte narrative, fi gurative Strategien zweier bedeutender Künstlerinnen zwischen Romantik und Vormärz kenntlich gemacht.