Aufsätze, Romane und Erzählungen zeugen von Thomas Manns lebenslanger und intensiven Auseinandersetzung mit Person und Werk Richard Wagners, in zahlreichen Selbstkommentaren verweist der Schriftsteller auf die Übertragung musikdramatischer Mittel in sein literarisches Werk. Wie aber sieht diese Übernahme konkret aus? Woran lässt sie sich festmachen, auch dort, wo der inhaltliche Bezug zu Wagner und zum Wagnerwerk nicht offensichtlich gegeben ist?
Einem interdisziplinären Ansatz folgend, der das Narrative in den Mittelpunkt stellt, untersucht die Autorin die Möglichkeiten der Anknüpfung des Romans Joseph und seine Brüder an das Musikdrama Der Ring des Nibelungen. Mit ihrer Erweiterung der literaturwissenschaftlichen Perspektive um eine differenzierte musikwissenschaftliche Analyse der Erzählstrategien im Ring kann sie zeigen, wie das Musikdrama seinen musikalischen und gehaltlichen Abdruck im literarischen Kunstwerk hinterlässt. Resultat ist eine symbolische Verdichtung im „Negativ“ Roman, in dem Umwertungen stattfinden, die besonders anhand der „Arbeit am Inzest“ nachvollziehbar werden.