Was könnte der Grund sein für die historische Komplizenschaft zwischen vielen Spanierinnen und dem frankistischen System? Diese Frage ist unangenehm, weil sie auf Antworten hinzuweisen scheint, die den aktiven Anteil von Frauen an der Konstruktion eines ungleichen Geschlechterverhältnisses anzeigen. In dieser Arbeit werden – am Beispiel systemkonformer, von Frauen verfasster Literatur des frankistischen Spaniens – die Machtwirkungen von literarischen Diskursen untersucht. Die Foucault’sche Diskursanalyse dient hierbei als Instrument zur Demontage von Machtsystemen. Geschlechterstereotypisierungen, wie sie in den Romanen von Concha Espina, Mercedes Formica, Carmen de Icaza oder Mercedes Salisachs zutage treten, bieten sich für eine solche Machtanalyse geradezu an. Dieser Ansatz bietet zum einen die Möglichkeit, die Beeinflussungschancen von Autorinnen bei der Konstruktion eines ungleichen Geschlechterverhältnisses zu betrachten. Und zum anderen können damit auch die Voraussetzungen des in dieser Literatur sichtbar werdenden Geschlechterverhältnisses sowie die hier von und für Frauen gemachten Rollenangebote offengelegt werden.