Um 1900 beförderte die allgemeine Erwartung von Veränderungen in Europa, vor allem aber in Russland und in der Österreich-Ungarischen Monarchie große prospektive Entwürfe, die – mehr oder weniger modifiziert – „Geschichte machten“ oder bloß Projekte blieben. Einige dieser denk- und handlungsanleitenden Konfliktszenarien sind Gegenstand der in diesem Band versammelten Untersuchungen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Verbindung der unterschiedlichen Zukunftsvisionen mit den historisch gegebenen Realitäten in Österreich-Ungarn und Russland. Die historiographischen und kulturtheoretischen Analysen exemplarischer Konflikte in Gesellschaftspolitik, Wissenschaft und Kunst (Geschichte, Soziologie, Literatur, bildende Kunst, Philosophie, Theologie, Stadtplanung) thematisieren Übergänge von Wirklichkeit und Fiktion, Realität und Ideal, Lebenswelt und Konstruktion, wobei auch aktuelle Fragen von Multiethnizität und Hybridität diskutiert werde