Gegenstand des vorliegenden Buches sind die Wechselwirkungen von Romidee
und Rompolitik im Ringen von Kaiser, Papst und städtischer Kommune,
die die Geschichte des 12. und 13. Jahrhundert weithin bestimmen. Die ideengeschichtlichen
Grundlagen dieser Auseinandersetzungen wurden zum einen
durch den neuartigen imperialen Romherrschaftsanspruch Kaiser Heinrichs
V., zum anderen durch die vielgestaltige Romidee des Montecassineser
Mönchs Petrus Diaconus gelegt. Der Nachweis seiner Verfasserschaft für die
vieldiskutierte „Graphia aureae urbis Romae“ durch den aus Deutschland
emigrierten Altphilologen Herbert Bloch im Jahre 1984 und die dadurch
bedingte Neubewertung seiner nicht selten auf fiktiven Voraussetzungen
beruhenden historischen und hagiographischen Schriften verlagert die von
Percy Ernst Schramm der Wende des 10. zum 11. Jahrhunderts zugewiesene
Schlüsselperiode des römischen Renovatiogedankens nunmehr zwingend auf
die Mitte des 12. Jahrhunderts – also in die Epoche der senatorischen Erneuerungsbewegung
und der staufischen Italienpolitik in der Auseinandersetzung
mit dem Papsttum und der römischen Kommune – und läßt den Romgedanken
damit als „Grande idée“ des hochmittelalterlichen Romdiskurses
hervortreten.