Die Studie bietet eine umfassende Analyse von Elias Canettis Roman 'Die Blendung' mit Blick auf die abendländische Philosophie und verbindet damit eine neue Interpretation. Zahlreiche neue intertextuelle Belege weisen nach, dass sich die philosophischen Bezüge in Canettis 'Blendung' nicht in punktuellen Anspielungen erschöpfen, sondern vielmehr für die Spielanlage des Romans konstitutiv sind: Vom antiken Wettstreit zwischen kynischem Realismus und platonischem Idealismus über die Konfrontation von Immaterialisten und Materialisten bis zur Aufklärungsdiskussion des 18. Jahrhunderts werden die ontologischen und epistemologischen Kontroversen der Philosophie literarisch thematisiert und reflektiert. Die miteinander konkurrierenden Philosophenschulen gehen schließlich im Autodafé des Protagonisten Kien und seiner brennenden Bibliothek unter - so dass sich zum Ende der 'Blendung' der gähnende Abgrund des Nichts auftut.