Die ablehnende Haltung der Kirche dem Lachen gegenüber wirkt sich auch auf die Poetik und Rhetorik um 1200 aus: Es fehlen Überlegungen zur Wirkmacht des Lachens, die als Leitfaden für die Betrachtung mittelhochdeutscher Epik dienen könnten. Gemeinhin behilft sich die Komikforschung angesichts dieses Mangels, indem sie auf moderne Paradigmen der Komikerfassung und -erklärung zurückgreift. Die vorliegende Studie geht einen anderen Weg und fragt nach der Poetik des Lachens, die den Epen selbst eingeschrieben ist ‑ anthropologische, semantische und rhetorische Vorüberlegungen ersetzen den Rekurs auf die Theorien Freuds, Plessners, Jean Pauls und anderer moderner Komik- und Lachtheoretiker. Einzeltextuntersuchungen zum Lanzelet Ulrichs von Zatzikhoven sowie dem Parzival Wolframs von Eschenbach zeigen, dass das Lachen poetologisch hoch brisant und von großer rezeptionslenkender Bedeutung ist. Die poetica in actu erweist sich als semantisch und anthropologisch fundiertes Phänomen, das nur im Rahmen einer rhetorischen Anthropologie des Lachens adäquat erfasst werden kann. Die Poetik des Lachens um 1200 wird so als eigenes, nicht an modernen Komik-Maßstäben zu messendes Faszinosum erkennbar.