In ihrer Masterarbeit des Jahres 2009, die nun in überarbeiteter Fassung im Druck vorliegt, befasst sich Anke Binnewerg am Beispiel der Orte Victor Klemperers in Dresden exemplarisch mit der Frage der Denkmalwürdigkeit von so genannten Erinnerungsorten. Sie widmet sich damit einem Gegenstand, der auch mehr als zehn Jahre nach der Zürcher Tagung "Bauten und Orte als Träger von Erinnerung" noch immer auf eine breite Rezeption in der Denkmalpflege harrt. Dies ungeachtet der Dringlichkeit einer denkmalkundlichen Beschäftigung mit den erinnerungsbehafteten Überresten und Spuren der Geschichte des 20. Jahrhunderts, auf die Norbert Huse in seiner Veröffentlichung "Unbequeme Baudenkmale" bereits wenige Jahre zuvor hingewiesen hatte. Binnewerg nimmt sich dieser schwierigen Aufgabe nun am Beispiel der Schicksalsorte Victor Klemperers an und entdeckt in dessen Tagebüchern zugleich einen verlässlichen Führer zu Dresdner Geschichts- und Erinnerungsorten, die in reiner Verfolgung materieller Spuren nicht zu entdecken gewesen wären. Am Ende steht das Bild eines anderen Dresden, einer Stadt, die die Topografie des Verbotenen unter den Zeitschichten der wiederaufgebauten "Barockstadt" zu verbergen sucht, deren Geschichtlichkeit indes - nicht zuletzt durch das konsequente Verfolgen von kleinsten Spuren und Widersprüchen - an Orten aufscheint, deren Denkmalwert vielfach erst noch nachzuweisen ist.