Wesentliche Triebfeder des "Zeitalters der Entdeckungen" im 16. Jahrhundert war die europäische Nachfrage nach asiatischen Gewürzen wie Pfeffer und Muskat. Die portugiesischen Expeditionen nach Indien wurden daher bereits früh von Kaufleuten begleitet und finanziert. Insbesondere die großen europäischen Firmen der damaligen Zeit beteiligten sich am Gewürzgeschäft. Neben Italienern und portugiesischen "Neuchristen" waren auch Oberdeutsche wie die Welser und Fugger aus Augsburg involviert, nicht zuletzt weil die Oberdeutschen die für den asiatischen Handel wichtige Tauschware Kupfer lieferten. Durch den international organisierten Handel bildeten sich formale und informelle Netzwerke zwischen den Firmen und deren Angestellten.

Die vorliegende Studie analysiert solche Netzwerke mit Hilfe einer neuen computergestützten Methode, der sogenannten semantischen historischen Datenbank. Prototypisch wurde der bislang nur wenig erforschte Europakontrakt von 1591 herangezogen und dessen Akteure aufgedeckt. Besonderes Augenmerk richtete sich dabei auf die Firma der "Georg Fuggerischen Erben" sowie deren Angestellte und Geschäftspartner. Außerdem wurde untersucht, inwieweit die Erkenntnisse dieser Fallbeispiele Allgemeingültigkeit besitzen könnten. Dazu wurde die Situation der Kaufleute innerhalb und außerhalb Europas im späten 16. Jahrhundert durchleuchtet und überraschende Befunde gesichert.