Dass ein Italiener nach Holland fuhr, war im 19. Jahrhundert an sich schon ungewöhnlich, galt der Norden doch als unwirtlich, dauernass und wenig farbenfroh. So geht es auch Edmondo De Amicis, der bei der Betrachtung der Landkarte von Holland erstaunt feststellt, dass in dieser Gegend eigentlich »nur Biber und Robben leben können« – besteht sie doch mehr aus Wasser als aus Land. Wie kam es, fragt er, dass diese scheinbar so unbewohnbare Region zu einem der fruchtbarsten, reichsten und am besten geordneten Ländern der Welt geworden ist? Er reist – und besucht nicht nur die Städte wie Amsterdam, Rotterdam, Delft und andere. Er macht Landpartien, besegelt die Zuidersee, berichtet von dem Kampf der Menschen gegen das Wasser der Seen, Sümpfe und des Meeres, erzählt von ihrer Entschlossenheit und Geduld, ihrem zähen Mut, begegnet ihrem ausgeprägten Bewusstsein von der eigenen Würde, ist beeindruckt von Freiheitswillen und Pragmatismus. Denn nur so konnten die dreieinhalb Millionen Holländer trotz der Nachbarschaft großer Nationen, zahlloser Eroberungen, politischer und religiöser Kriege und dem unaufhörlichen Zustrom fremder Menschen, die hier Zuflucht suchten, ihre Eigenart bewahren und zu einem Kolonialreich und einer Weltmacht des Handels werden. Geschrieben in einem sehr unterhaltsamen Wechsel von Reflexion, Beobachtung, Anekdote und Erlebnis, leicht ironisch, geschickt komponiert, voller gelehrter oder anekdotischer Abschweifungen, fett gespickt mit Wissen über Geschichte, Politik und Kultur: Das ungewöhnlichste Buch zum »Gastland Frankfurter Buchmesse 2016« – ein Italiener im nassen Norden.