Alfred Strohl-Fern, ein wohlhabender, aus dem Elsaß stammender Künstler und Idealist mit philanthropischen Neigungen, ein der Völkerverständigung verschriebener Sonderling, dessen Leben so viele Rätsel aufgibt wie seine Imprese – eine sich vor einem einschlagenden Blitz ringelnde Schlange mit dem Motto Éclair ne broies –, erwirbt 1879 in Rom ein acht Hektar großes Grundstück, extra muros in der Nähe der Piazza del Popolo.

Hier beginnt Alfred Strohl-Fern ein außergewöhnliches Experiment: seine panartistische Utopie, Künstler aller Nationen und Kunstgattungen in seiner nach ihm benannten Villa zu vereinen. Dazu errichtet er nach eigenen Plänen Künstlerateliers und -wohnungen, an deren unterschiedlicher Ausgestaltung sein Bestreben deutlich abzulesen ist. Während in den Ateliers jeweils bis zu fünfzig Künstler wohnen und arbeiten, lebt Alfred Strohl-Fern selbst in einem hermetisch abgeschlossenen Bereich innerhalb der Villa in seinem architektonisch bemerkenswerten Künstlerhaus, um hier als Maler, Bildhauer, Photograph, Schriftsteller und Komponist tätig zu sein.
Die französische Republik, die 1927 nach dem Tod des 80-jährigen Alfred Strohl-Fern die Villa erbt, verwaltet das Gelände nur widerwillig. Das bedeutet das kulturelle Aus für diese Stätte der Schönen Künste, deren Bewohner über fast fünf Jahrzehnte nicht nur großen Einfluss auf die römische, sondern auch die europäische Kunstszene hatten.
Da Pläne zu den Bauten der Villa nicht zugänglich sind, hat die Verfasserin eigene Messungen zu Grund- und Aufrissen der verschiedenen Gebäude durchgeführt und veröffentlicht hier erstmals die Zeichnungen nach dem Stand von 1927. Darüber hinaus zeichnet umfangreiches, weitgehend unveröffentlichtes Archivmaterial ein lebendiges und authentisches Bild der Künstlervilla und verankert sie im Kontext modernen Mäzenatentums, europäischer Künstlerhäuser und -kolonien.