Europäische Kulturpolitik führte lange Zeit ein Schattendasein nicht nur in Deutschland. Zu häufig dominierten auch hier nationalstaatliche Interessen. Gerade der Kulturföderalismus in der Bundesrepublik Deutschland hat dazu beigetragen, dass die europäische Ebene bei Kulturfragen tendenziell vernachlässigt wurde. Mit den Verträgen von Maastricht (1992) und schließlich mit dem Vertrag von Lissabon (2009) hat sich allerdings ein grundlegender Wandel vollzogen: Perspektiven einer Kulturpolitik in Europa sind angemessen stark in das Blickfeld auch nationalstaatlicher Diskussionen gerückt.
Nach 1945 war Europa in den ersten Versuchen eines Neuanfangs zuvörderst ein gemeinsames kulturpolitisches Projekt und wurde erst im zweiten Schritt auch als ein gemeinsamer Wirtschaftsraum realisiert. So sind viele Entwicklungen in Städtebau und Denkmalschutz, Interkultur, Regionalismus, Teilhabe und Soziokultur, die in der heutigen Kulturpolitik nahezu selbstverständlich erschienen, nicht zuletzt auf europäischer Ebene, vor allem im Straßburger Europarat, vorgedacht worden.
Das Buch zeichnet diesen Weg anhand von über 60 einschlägigen Dokumenten nach. Es umfasst dabei mehr als 60 Jahre europäischer Kulturpolitik, die vom Autor zudem in den zeithistorischen Zusammenhang gestellt und entsprechend kommentiert werden. Die Publikation markiert in dieser Hinsicht gleichsam die "Erfolgsgeschichte" der europäischen Kulturpolitik bis ins 21. Jahrhundert.