Die Frage nach Identität ist eine Grundfrage moderner Anthropologie. Friederike Portenhauser entwirft eine systematische Konzeption personaler Identität in philosophischer, psychologischer und soziologischer Perspektive. Die daraus gewonnenen Kategorien strukturieren eine umfassende exegetische Relektüre zentraler paulinischer Texte. Die Identitätsvorstellung des Paulus erweist sich dabei im Vergleich mit klassischen substanz- oder subjektontologischen Varianten als überaus modern in ihrer relationalen Verfasstheit. Ihre Integrationskraft vermag es, scheinbar gegensätzliche Momente zu vereinen: Abgrenzung und Transzendierung, Individualismus und Kollektivismus, Einheit und Vielfalt. Als Grundzug des paulinischen Identitätskonzepts zeigt sich die externe Konstitution durch Gott im Christusgeschehen. Weder die Leiblichkeit noch die Kontinuität der eigenen Lebensgeschichte verbürgen Identität, sondern einzig und allein die Beziehung des Schöpfers zu seinem Geschöpf.