Infolge von Doi Moi (Erneuerung) und der Ankunft marktwirtschaftlicher Formen seit 1986 befindet sich Hanoi in einem dramatischen Umbruchsprozess, der die Hegemonie der autoritären Kommunistischen Partei jedoch nicht schmälert. Die Studie sieht das, was im Stadtbild, in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen vor sich geht, nicht als zufällig und chaotisch, sondern versucht es kulturgeschichtlich und politisch einzuordnen. Die Neureichenvilla am Westsee, die Renovierung eines Kolonialgebäudes im Stadtzentrum, die ‚Säuberung’ der Gehwege von Kleinstgewerben im alten Handelsviertel, seine Umwandlung zum disziplinierten, behördlich kontrollierten Konsumzentrum, die Herausbildung einer Unternehmerschicht werden zu Dokumenten des Wandels, die entziffert und gedeutet werden können. In ihnen spiegeln sich Geschichte, Geschichten und eine von der nachsozialistischen Moderne bestimmte Alltagskultur.