Eta Harich-Schneider (1894- 1986), Grande Dame des Cembalos und Verfasserin wegweisender Studien zur japanischen Musiktradition, trat in einer persönlich schwierigen Situation im Jahre 1941 eine Konzertreise über Russland nach Japan an. Ihr Aufenthalt dort zog sich nach Ausbruch des deutsch-russischen Krieges bis 1949 hin. Während dieser Zeit gab sie nicht nur zahlreiche Konzerte, erlernte die japanische Sprache in Wort und Schrift, sondern arbeitete daneben kontinuierlich an der Übersetzung von Shakespeares Sonetten - sie erschien 1944 in Peking in einer nur noch in wenigen Exemplaren erhaltenen Ausgabe - und an einer deutschen Anthologie von Gedichten englischer "Rekusanten", die sie beide 1962 bzw. 1980 noch einmal revidierte.

Die vorliegende Ausgabe dieser bisher unveröffentlichten bzw. nur noch in Privatbesitz vorhandenen Texte versteht sich zum einen als Beitrag zur lebendigen Rezeptionsgeschichte der englischen Renaissance-Lyrik in Deutschland, zum anderen möchte sie auf der Grundlage eines umfangreichen Dokumentationsteils u. a. aus Harich-Schneiders Tagebüchern einen Beitrag leisten zur Kenntnis der kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan in der NS-Zeit, insbesondere der letzten Kriegsjahre, ein Gebiet, das sowohl von Japanologen als auch von Historikern und Kulturwissenschaftlern bisher - von wenigen Ausnahmen abgesehen - ungenügend erforscht wurde.