1939 beschlossen die Diktatoren Adolf Hitler und Benito Mussolini das Südtirolproblem aus der Welt zu schaffen. Sie stellten die Bevölkerung vor die Wahl entweder ins Dritte Reich umzusiedeln oder als italienische Staatsbürger ohne Minderheitenschutz im Land zu bleiben.

Diese „Option“ hat traumatische Spuren in den Lebensgeschichten der Betroffenen hinterlassen und das kollektive Bewusstsein der Südtiroler Gesellschaft sowie die politische Nachkriegskultur nachhaltig geprägt. Auch der Geschichtsschreibung ist es lange Zeit schwer gefallen, sich dem schwierigen Thema zu stellen. Erst nach einer längeren Phase des Schweigens wurde die Geschichte der Option in einer sehr selektiven Sichtweise festgeschrieben. Es mussten noch einige Jahre vergehen, bis sich Widerspruch anmeldete und der Blick auf das Optionsgeschehen umfassender und differenzierter wurde.



Im vorliegenden Band befassen sich namhafte Autorinnen und Autoren erneut mit dem Thema, wobei sie einerseits ihre Aufmerksamkeit der Erinnerungsgeschichte und dem Umgang mit dem historischen Trauma im privaten, öffentlichen und literarischen Bereich widmen. Außerdem wird der Betrachtungsrahmen erweitert, indem die Wahrnehmungen der italienischen Bevölkerung ebenso einbezogen werden wie ein Vergleich der Option in Südtirol mit Umsiedlungen in anderen europäischen Ländern. Ein Überblick über die Reaktionen auf das Umsiedlungsabkommen in der internationalen Presse, neue Fakten zu den Fluchtgeschichten von Adolf Eichmann und Josef Mengele, die als „Optanten“ nach Südamerika flohen, sowie eine erste kritische Biografie des NS-Schriftstellers Anton Graf Bossi-Fedrigotti zeigen, dass sie Bedeutung der Option von 1939 weder auf den regionalen Raum noch auf eine historische Zeitspanne beschränkt ist.