»Das Erschreckende war seine Normalität«

Der Prozess gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, der in der internationalen Öffentlichkeit als einer der Hauptverantwortlichen für die »Endlösung« der Juden in Europa galt, fand 1961 in Jerusalem statt. Unter den zahlreichen Prozessbeobachtern aus aller Welt war auch Hannah Arendt. Ihr Prozessbericht – zunächst in mehreren Folgen im New Yorker veröffentlicht – wurde von ihr 1964 als Buch publiziert und brachte eine Lawine ins Rollen: Es stieß bei seinem Erscheinen auf heftige Ablehung in Israel, Deutschland und in den USA – und wurde zu einem Klassiker wie kaum ein anderes vergleichbares Werk zur Zeitgeschichte und ihrer Deutung. 

Mit dem Eichmann-Prozess und der Kontroverse, die Arendts Bericht auslöste, setzt sich Historiker Hans Mommsen in einem ausführlichen Essay auseinander. Dieser Text aus dem Jahr 1986 hat bis heute nichts von seiner analytischen Schärfe und Brisanz verloren. Ergänzend dazu diskutiert Hans Mommens in einem Nachwort zur aktuellen Ausgabe den Forschungsstand zur Eichmann-Debatte.