Giorgio de Chirico gehört nicht nur zu den berühmten Malern des 20. Jahrhunderts, er war auch ein bedeutender und sehr produktiver Schriftsteller. Nach Studienjahren an der Münchner Akademie ging er 1911 nach Paris. Hier entstanden seine ersten „metaphysischen“ Bilder – und hier begann er zu schreiben: lyrische Stenogramme, Gedichte, Prosastücke, Skizzen von Empfindungen und Träumen … Scharfsinnig und durchaus narzisstisch beobachtet er sich selbst, sein Leben und vor allem sein Schaffen, erklärt mit der ihm eigenen Beredsamkeit, was es mit der sogenannten Metaphysik seiner Bilder auf sich hat, und spart nicht mit Ironie und unerbittlicher Kollegenschelte, wenn die Werke anderer nicht in sein Konzept passen. Genauso eloquent – und hellsichtig – setzt er sich aber auch mit den von ihm geschätzten und geliebten Meistern auseinander, darunter Böcklin, Tintoretto, Raffael, Courbet und der junge Morandi. De Chiricos gesammelte Erinnerungen und Reflexionen, die wir 2011 erstmals vollständig in deutscher Sprache veröffentlichten, enthalten auch die beiden bei Paul Eluard und Jean Paulhan in Paris zurückgelassenen Manuskripte aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg.