Die vorliegende Studie befasst sich mit einem Werk, dessen formale Gestalt nur selten in den Blick genommen wurde. Das für 'Winter in Wien' charakteristische Moment der textuellen Zersplitterung deutet sie als Resultat einer Formgebung, deren Tiefenstrukturen sie unter Verwendung linguistischer Analysemodelle nachzuzeichnen sucht. In mehreren Grundlagenkapiteln entwirft der Verfasser eine Phänomenologie der sprachlichen Literarizität, also des poetischen Sprechens und des Sprachkunstwerks, um im Weiteren die ästhetischen Eigenarten – den Montagecharakter und den programmatischen Fragmentismus – des Schneiderschen Textes auf differenziertere Weise bestimmen und würdigen zu können, als dies bislang geschehen ist. Das Zentrum der Arbeit bilden Einzelinterpretationen, die semantische, syntaktische sowie textuelle Reihenstrukturen beleuchten, welche signifikante Konfigurationen einer mimetisch-poetischen Bedeutungsstiftung darstellen und in ihrer Verflechtung mit diskursiven Oberflächenphänomenen des Textes dessen einzelne Sinnmomente gleichsam dekonstruieren. Es wird deutlich, dass Schneiders 'Winter in Wien' sich in seiner textuellen Faktur als Engführung zweier Zeichen- und Bedeutungssysteme beschreiben lässt: In ihrem Zusammentreten bilden sie beide eine Strukturgestalt aus, welche die Propositionen des Textes überpielt und dessen semantische Züge in ihren semiotischen Funktionen gleichsam dechiffriert. Gerade diese sinnbildende Dissoziation, welche auf die innere Substanz des Sprechens übergreift, weist Schneiders opus summum schließlich als ein dezidiert modernes aus.