Ist Heldendichtung Geschichtsdichtung? Es ist diese 'alte' Fragestellung, der sich das vorliegende Buch mit Blick auf die deutsche Heldendichtung des hohen und späten Mittelalters widmet. Allerdings tut es dies nicht -- wie oft geschehen -- aus textgenetischer Perspektive, fragt also nicht stoffgeschichtlich nach der Herkunft der Erzählstoffe aus historischen 'Events', sondern fokussiert diskursanalytisch die literar- und kulturhistorische Position der Heldendichtung im hohen, späten und spätesten Mittelalter. Während sich die Erzähler der heldenepischen Texte selbst kaum für die Frage nach deren 'Geschichtlichkeit' zu interessieren scheinen, spannen jene Texte, die die Heldendichtung flankieren, eine weite Bandbreite des Nachdenkens über das Themenfeld 'Heldendichtung und Geschichte' auf. Dieses Spektrum wenigstens vorläufig zu umreißen und damit die 'alte' These von Heldendichtung als "Vorzeitkunde" oder "kulturelles Gedächtnis" einer erneuten Diskussion zuzuführen, ist das vordringliche Ziel der Abhandlung.