Begeben wir uns auf die Suche nach den Maßgaben für die Künste des Theaters:

Philosophen, Ästhetiker und Künstler haben eine wahre Flut von Abhandlungen über das Theater geschrieben. Aber auch im Drama selbst kommt die Theorie des Dramas zur Sprache, und nicht nur im szenischen Spiel, sondern auch indem die Dichter sich unmittelbar an ihr Publikum wenden. Mittels Chören oder Spielmeistern lenken sie kommentierend, appellierend oder ironisierend das Interesse oft auf weit über den Gang der Handlung hinausweisende Sachverhalte.

Dramatiker haben in immer raffinierterer Verdoppelung der nachahmenden Darstellung auch die Realität des Theaters auf die Bühne gebracht: in Vor- Zwischen- und Nachspielen oder auch kompletten Rahmenhandlungen. Daraus ist die recht verbreitete Konvention des 'Theaters auf dem Theater' geworden. Wenn beide Ansätze zusammenkamen – das Spiel im Spiel und die direkte Wendung hin zum Publikum – so konnte daraus leicht ein theatralischer Diskurs über Grundlagen und konkrete Modalitäten der jeweils aktuellen Theaterkonzepte werden, also das, was sich 'Theatertheorie auf dem Theater' nennen lässt.

Manfred Pauli untersucht unterhaltsam und fundiert mehr als dreißig exemplarische Fälle, in denen sich Theater selbst eine Lektion erteilt. Wir erleben Theatertheorie als dramatische Aktion, es entsteht eine Dramaturgie der Dramaturgie.