Bisher sind die Schwierigkeiten und Fehler der professionellen Helfer bei Fällen der innerfamiliären sexuellen Kindesmisshandlung kaum wissenschaftlich untersucht worden.

Diese Publikation liefert anhand von 13 problemzentrierten Leitfadeninterviews mit sozialpädagogischen Fachkräften der öffentlichen sowie freien Kinder- und Jugendhilfe eine differenzierte Rekonstruktion subjektiver Deutungs- und Handlungsmuster, implizite wie explizite Professionsrelevanzen, Handlungsdynamiken und ihre Wirkmechanismen im Casemanagement „Verdachtsabklärung der innerfamiliären sexuellen Kindesmisshandlung“.

Die Autorin definiert Soziale Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe als eine Menschenrechtsprofession mit einem kindzentrierten Berufsethos (Art.1 Abs. 1 Grundgesetz), der das professionelle Handeln im rechtlichen Handlungsdreieck rahmt. Die daraus entstehenden Paradoxien sozialarbeiterischer Beratungsbemühung im Strukturierungsprinzip „Hilfe und Kontrolle“ werden anhand von Verdachtsfällen der innerfamiliären sexuellen Kindesmisshandlung dargelegt und diskutiert. Die empirische Untersuchung zeigt, wie unsicher die Verdachtseinschätzung der professionellen Sozialarbeiter/innen und wie de-professionalisiert die Umsetzung der verpflichtenden Handlungsaufträge im gesamten Casemanagement ist.

Trotz des häufigen Umgangs mit Verdachtsfällen von sexuellem Kindesmissbrauch fehlt den Fachkräften in der Kinder- und Jugendhilfe meist das geeignete Handwerkszeug, um erfolgreich handeln zu können. Deshalb ist das Casemanagement „Verdacht auf innerfamiliäre sexuelle Kindesmisshandlung“ eine große Herausforderung an die bisherigen sozialpädagogischen Diagnostik-Methoden und Handlungskonzepte. Fehler, Hürden und Stolpersteine im Casemanagement gipfeln in der „Kultivierung des sozialpädagogischen Zweifels“. Die Dissertation zeigt auf, dass eine Standardisierung der Diagnostik durch institutionelle (Neu)-Regelungen, zielorientierte Konzepte und diagnostisch angepasste Instrumente notwendig sind, die fallangepasst miteinander verbunden werden müssen, um zu einer Handlungssicherheit für die Fachkräfte zu führen. Anregungen, wie Sozialarbeiter/innen letztlich einen effektiven Kinderschutz erreichen können, finden Sie in diesem Buch.