„Konkurrenz“ wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur durch Darwins Idee des Struggle for Existence, sondern auch durch (national-) ökonomische und philosophische Abhandlungen zu einem der zentralen Schlagworte. Gesellschaftliches Zusammenleben wird vermehrt über den Wettbewerbsgedanken definiert, der sich nicht mehr nur auf Unternehmungen oder allgemeiner den Markt beschränkt, sondern zusehends auf das Privatleben ausgedehnt wird und zu einem kalkulierenden Agieren des Einzelnen führt, wofür paradigmatisch der Kaufmannsroman der Jahrhundertmitte steht.

Ausgehend von diesem theoretischen Rahmen wird an exemplarischen Romanen und Erzählungen von Wilhelm Raabe (Die Leute aus dem Walde, Der Hungerpastor, Der Schüdderump, Deutscher Mondschein, Fabian und Sebastian, Prinzessin Fisch) untersucht, wie und wo er an den Konkurrenzdiskurs anknüpft und welche Konsequenzen dies für sein realistisches Erzählen hat. Fokussiert wird dabei vor allem die aufgrund von Ökonomisierungstendenzen bedingte Problematisierung der bürgerlicher Gesellschaft, die von Raabe insbesondere in der mittleren Schaffensphase sowie im Spätwerk verstärkt unter darwinistischen Gesichtpunkten refl ektiert wird.